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Hilfe, ich kann mich nicht entscheiden

 
Da ist sie wieder, die innere Stimme: „Du musst Dich entscheiden.“
„Du musst doch wissen, was Du willst.“
„Entscheide Dich doch endlich.“


Es geht dabei um die „kleinen Entscheidungen“, die uns immer wieder im Alltag herausfordern können. Egal ob es die innere Stimme oder andere Menschen sind, wir werden immer wieder aufgefordert, uns in irgendeiner Art und Weise zu entscheiden. Links oder rechts herum? Kaffee oder Tee? Fisch oder Pasta? Spazierengehen oder Rad fahren? … Sie kennen es sicher.

Kaffee oder Tee?
Entscheidung heißt, eine bewusste Wahl zwischen Alternativen zu treffen.

An manchen Tagen macht es uns gar nichts aus. Wir entscheiden einfach: Ich möchte links ins Restaurant, weil da der Kaffee so gut ist. Zum Mittagessen heute Pasta und danach am Rhein entlang mit dem Radl eine Tour.

Und dann wieder gibt es Tage, wo schon nach dem Aufstehen nicht klar ist, was man will. Tee oder Kaffee? Toast oder Brötchen? Etwas unternehmen oder zu Hause bleiben? Diese Entscheidungsunsicherheit überfällt uns meistens an Tagen, an denen es keinen strukturierten Tagesablauf gibt. Häufig an den Wochenenden oder Urlaubstagen. Es fehlt die Routine. Und uns fehlt es an Energie und Schwung.
Diese Klage höre ich oft von Menschen die alleine leben. Menschen in Beziehungen können sich leichter auf den Partner verlassen, bzw. ihm die Entscheidung überlassen. Allein Lebende bleiben auf sich selbst gestellt.

Weiß ich, was ich will?

Um dem zu entkommen, haben manche Menschen ganz gezielte Strategien entwickelt: Sie verabreden sich stets für solche Tage mit Freunden oder Bekannten und geben ihrem Tag dadurch wieder eine klare Struktur: Heute treffe ich mich um 9: 30 Uhr mit X, also hoppla hopp, anziehen, frühstücken, fertigmachen und los. Montags oder dienstags klagen diese Menschen dann, dass ihnen gar keine Zeit mehr für sich selber bleibt oder, dass sie gar nicht erholt vom Wochenende sind. Ist ja auch kein Wunder. Sie funktionieren. Wirklich sich zu erholen und aufzutanken, bleibt dabei leider auf der Strecke.

Wenn man sich nicht durchweg beschäftigen möchte, sondern tatsächlich Regeneration und Erholung sucht, kommt man nicht umhin, auf sich selbst zu schauen: Was will ich? Was brauche ich? Was tut mir gut?. Sie merken schon: Zauberwort ist ICH. Möchte ich Kaffee oder Tee? Möchte ich Fisch oder Pasta? …

Doch was nun tun, wenn ich eben nicht weiß: Will ich Kaffee oder Tee? Rad fahren oder Spazieren gehen? Im Bett liegen bleiben oder aufstehen? Hier empfehle ich einen Weg der klitzekleinsten Schritte, der schon vielen meiner Klienten geholfen hat.
Wenn ich mich heute (scheinbar) zu nichts entscheiden kann, kann ich immerhin noch in mich hinein spüren und wahrnehmen, wie es mir gerade geht. Nur wahrnehmen. Noch gar keine Gedankenballons aufblasen, was Sie heute möglicherweise machen könnten. Sollten Ideen kommen, dann spielen Sie einfach damit: Wie wäre es wenn …? Sie brauchen sich nicht entscheiden. Es könnte allerdings sein, dass vor lauter Freude und Inspiration Sie jetzt schon wissen, dass es genau das ist, was Ihnen heute gut tun wird. Dann tun Sie es.

Sind Sie noch beim in sich Hineinspüren und Fühlen, dann lassen Sie doch mal die Gedanken und Visionen innerlich spazieren gehen. Sie müssen nicht entscheiden! Nein!

Nach was wäre Ihnen? Sammeln Sie. Sortieren Sie. Was nehmen Sie wahr, wenn Sie die Dinge erfühlen?

Kaffee oder Tee? Was nehmen Sie wahr, wenn Sie an eine wundervolle frische Tasse Kaffee denken? Sie haben schon den Duft der gemahlenen Kaffeebohnen in der Nase. Sie sehen das feine Crema vor dem inneren Auge. Sie schmecken ihn schon fast auf der Zunge. Tee? Ihr absoluter Lieblingstee. Vielleicht fruchtig-herb oder vanillig-sanft? Mit Milch und oder mit Zucker? Vielleicht Kandis? Frisch zubereitet, heiß getrunken, Sie spüren schon fast, wie die Lebensgeister erwachen?
Kaffee oder Tee? Sie wissen noch immer nicht, was Sie wollen? Machen Sie beides - oder gar nichts. Trinken Sie Wasser. Oder Sie entscheiden sich erst einmal vorab für Kaffee. Und beginnen Sie das umzusetzen. Spüren Sie dabei, dass Sie doch Tee möchten, entscheiden Sie sich bewusst dafür um: „Ja, ich möchte Tee!“

Und genau so gehen Sie weiter vor: klitzekleine Schritte
- bestimmen Sie für den Augenblick, für das, was jetzt anliegt, nicht für mögliche Vorhaben, die am Abend sein sollen
- nehmen Sie sich die Freiheit, sich immer wieder neu entscheiden zu dürfen: Jetzt, in 2 Minuten, in 30 Minuten, in 4 Sekunden …………… jederzeit
- machen Sie sich klar, dass diese Entscheidung nichts Endgültiges ist
- probieren Sie mögliche Alternativen einfach aus, spielen Sie mit Ihren Wahlmöglichkeiten

Akzeptieren Sie diese Unsicherheit und halten Sie die Unklarheit einfach aus. Es gehört auch zu uns, manchmal unklar und unsicher zu sein.


Gerade wer in sehr strukturierten Abläufen eingebunden ist, dem fällt es schwer, die inneren Bedürfnisse und Stimmen wieder zu empfangen und denen nachzugehen. Es macht jedoch Spaß, sich dabei wieder selbst ein Stück besser kennenzulernen. Spielerisch, leicht, mit einem Lächeln. Ich wünsche Ihnen viele neue Erfahrungen und freue mich, wenn Sie darüber berichten.

Bildnachweis: Contrastwerkstatt © www.fotolia.de

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