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Bitte mehr Berührungen!


Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass Sie sich bei Berührung mit einem lieben oder geliebten Menschen wohler, zufriedener und leichter fühlen? Das sogar Schmerzen nachlassen?

Hierzu habe ich die neue Studie von Pavel Goldstein vor Kurzem gelesen. Pavel Goldstein arbeitet an der Universität von Colorado, Abteilung für Psychologie und Neurowissenschaften.

Bisher wurde eher mit einem Lächeln beobachtet, dass sich Paare im Laufe der Zeit immer ähnlicher würden (böse Zungen sagen sogar, dass Alleinstehende mit Hund sich einander ebenso anpassen würden). Das geschieht auch im Gespräch oder Zusammensein mit Freunden oder anderen Menschen. Man imitiert unbewusst Mimik, Gestik, passt sogar Körperhaltung oder seinen Schritt an. Diese zwischenmenschliche Synchronisation geschieht auch auf der körperlichen Ebene, besonders zwischen liebenden Menschen. Nicht nur das Verhalten auch die Körperfunktionen gleichen sich an.

Diese Studie zeigt: Wenn zwei Liebende beieinander sind, gleicht sich der Rhythmus ihres Herzens und ihrer Atmung an. Sogar ihre Gehirnwellen synchronisieren sich. In besonderen Fällen passiert das auch zwischen anderen Menschen, beispielsweise wenn sie zusammen singen oder gemeinsam berührt sind.

Bei Menschen, die nicht in Liebe verbunden sind, bricht die Synchronisation nach dieser Gemeinsamkeit wieder ab. Hat einer von ihnen Schmerzen, ist die Synchronisation unmöglich. Das ist das Besondere an sich liebenden Paaren. Selbst wenn ein Partner Schmerzen hat, können sie sich wieder synchronisieren. Ihre Verbindung bricht zwar kurz ab, stellt sich durch eine Berührung aber wieder her.

Pavel Goldstein wurde das in einer eigenen Situation deutlich – bei der Geburt seiner Tochter. „Meine Frau hatte Schmerzen und alles, was ich denken konnte, war: ‚Was kann ich tun, um ihr zu helfen?‘ Ich griff nach ihrer Hand: das schien zu helfen.“, so Goldstein. Als er merkte, was da passiert, wollte er das mit wissenschaftlichen Methoden überprüfen. „Kann die Berührung des Partners wirklich Schmerz lindern und wenn ja, wie?“.

Dazu stellte er die Situation im Rahmen der Studie nach und testete an 22 heterosexuellen Paaren, ob Berührung für Liebende wirklich eine Art Schmerzmittel ist. Die Frauen wurden einem Schmerzreiz ausgesetzt; zwei Minuten lang wurde Hitze auf ihren Arm ausgestrahlt. Manche Männer schauten zu und durften ihre Frau nicht berühren, andere durften ihre Frau berühren. Die ganze Zeit wurde der Herzschlag der Probanden gemessen.

Das Ergebnis: Schmerz unterbricht die zwischenmenschliche Synchronisation zwischen zwei liebenden Menschen. Aber die Berührung bringt sie wieder zurück. Je mehr Empathie der Mann für seine Partnerin zeigt, desto mehr gleicht sich ihr Herzschlag durch die Berührung wieder an und die Frau beruhigt sich. Je stärker die beiden synchronisiert sind, desto weniger Schmerz fühlt sie. Das gilt auch in der umgekehrten Situation.

Es stimmt also: Durch Berührung gleichen zwei Liebende ihren Herzschlag und ihre Atmung an und lindern so spürbar Schmerzen.

Empfindet ein Paar gegenseitig besondere Fürsorge, steigert das zusätzlich eine schmerzlindernde Wirkung. Und stellen Sie sich mal vor, wenn wir das auf unser Zusammensein mit unseren Kindern übertragen, auf Eltern, Geschwister ... Tun Sie es!

Da der Körperkontakt mit zunehmenden Alter abnimmt, rate ich Menschen insgesamt sich mehr zu berühren, um körperliche aber auch seelische Schmerzen, wie Einsamkeit und Traurigkeit, zu lindern und es sich gegenseitig etwas leichter und zufriedener gehen zu lassen. Auch wenn es nur für kurze Momente sei.

Bildnachweis: Photographee.eu © www.fotolia.de

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