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Warum schlafen wir? - Schlafen 1


Ob Nachteule oder Frühaufsteher – ein gewisses Maß an Schlaf braucht jeder Mensch. Während der nächtlichen Ruhephasen läuft unser Körper auf Sparflamme: Temperatur und Blutdruck sinken, Puls und Atmung werden langsamer, das Bewusstsein schaltet ab. Unser Gehirn bleibt jedoch weiterhin aktiv, verarbeitete Informationen und festigt Gedächtnisinhalte. Wer regelmäßig die Nächte durchmacht, bekommt daher mit Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen schnell die Quittung. Zusätzlich wirkt sich Schlafmangel negativ auf unsere Energiebalance und unser Immunsystem aus. Dadurch werden wir anfälliger für Erkrankungen.

Guter Schlaf ist wichtig für die Gesundheit.

Im Durchschnitt schlafen wir jede Nacht zwischen sieben und acht Stunden – und damit etwa ein Drittel unseres Lebens. Aber warum müssen wir überhaupt schlafen? Eine Frage, die bis heute noch nicht endgültig geklärt ist – fest steht nur, dass Schlaf eine lebenswichtige Funktion hat.

In der Ruhephase können wir nicht nur die Energiespeicher wieder füllen, sondern auch viel von dem Müll entsorgen, der sich in unserem Denkorgan angesammelt hat. Im Schlaf verarbeitet unser Gehirn nicht nur die Eindrücke des Tages, es räumt auch den molekularen Müll auf, der sich im Lauf der Zeit angesammelt hat.

Wie die Wissenschaftler berichten, wird der gesammelte Unrat über Nacht mit dem Hirnwasser aus dem Gehirn gespült und in den Blutkreislauf gebracht, mit dem es abtransportiert wird. Bei einer Untersuchung mit Mäusen injizierten die Forscher einen grünen Farbstoff ins Gehirn und beobachteten, wie dieser sich verteilt. Nachdem die Nager aufgewacht waren, spritzten die Forscher einen roten Farbstoff ins Gehirn und beobachteten auch hier, was im Gehirn passiert. Dabei stellten sie fest, dass das Gehirnwasser während der Schlafphase tief in das Gewebe hinein floss. Waren die Mäuse dagegen wach, reduzierte sich der Hirnwasserfluss um 95 Prozent. Das Gehirnwasser verteilte sich nur an der Oberfläche des Gehirns. Gleichzeitig stellten die Forscher fest, dass extra markierte Ablagerungen im Gehirn, so genannte β-Amyloide die beispielsweise Alzheimer verursachen können, im Schlaf doppelt so schnell abtransportiert wurden als bei wachen Mäusen.

Nächtliche Gehirnwäsche

Etwa 1300 Gramm wiegt das Gehirn eines durchschnittlichen Erwachsenen. Doch seine Zellen verbrauchen bis zu 25 Prozent der gesamten Energie, die unser Körper benötigt. Bei diesem hohen Umsatz fallen große Mengen potenziell giftiger Proteinabfälle und zellulären Schrotts an. Täglich kommen so ca. sieben Gramm biologischer Abfälle zusammen.

Funktionen des Schlafes

Die genaue Funktion des Schlafes ist auch heute noch nicht sicher erforscht. Es steht jedoch fest, dass genügend Schlaf unverzichtbar für die Entwicklung und Gesundheit des Menschen ist.

Die Erlebnisse des Tages werden verarbeitet

Auch wenn unser Körper beim Schlafen äußerlich ruhig und entspannt aussieht, bewegt sich in unserem Gehirn vieles: Es werden die Erlebnisse des Tages ausgewertet: Wichtige Informationen werden in bereits bestehende Kategorien eingeordnet, überflüssige werden dagegen entsorgt. Diese Sortierarbeiten können im Wachzustand nicht stattfinden, da ansonsten die Reizverarbeitung gestört und es zu Halluzinationen kommen würde. Erst im Schlaf, wenn wir von den Reizen der Außenwelt abgekoppelt sind, können wir den Datenstrom des Tages sortieren.

Dass das Gehirn über Nacht die Informationen des Vortages verarbeitet, nutzt uns beim Lernen, denn im Schlaf wird Gelerntes im Gedächtnis verankert. Auch diese neuen Informationen werden über Nacht geordnet und gespeichert und sind am nächsten Tag besser abrufbar. Besonders gut kann man sich Inhalte behalten, die man sich kurz vor dem Einschlafen einprägt.

Das Immunsystem wird gestärkt

Während wir schlafen, arbeitet unser Immunsystem auf Hochtouren: Es schüttet nachts besonders viele immunaktive Stoffe aus. Wer viel schläft stärkt also seine Abwehrkräfte, wer zu wenig schläft, ist häufiger krank. Auf lange Sicht kann zu wenig Schlaf sogar Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Magen-Darm-Beschwerden nach sich ziehen. Da sich unser Körper im Schlaf besonders gut regeneriert, ist es kein Wunder, dass wir viel schlafen, wenn wir krank sind: Unser Körper sorgt dafür, dass das Immunsystem gut arbeiten kann.

Stoffwechselregulation durch Reinigung

Im Schlaf werden die Stoffwechselprodukte, die sich über Tag im Körper ansammeln, abgebaut. Schläft man zu wenig, können diese nicht vollständig abgebaut werden und der Stoffwechsel gerät aus dem Takt. Dadurch kann das Risiko, an Zivilisationskrankheiten zu erkranken oder übergewichtig zu werden, steigen.

Wachstumshormone werden ausgeschüttet

Nachts werden besonders viele Wachstumshormone freigesetzt. Kinder wachsen tatsächlich im Schlaf. Die Wachstumshormone sorgen darüber hinaus auch dafür, dass die Wundheilung im Schlaf besonders schnell voranschreitet. Deswegen regeneriert sich geschädigtes Gewebe über Nacht schneller als am Tag.
Auch der Hormonhaushalt arbeitet nachts besonders hart: So wird beispielsweise das Hormon Leptin ausgeschüttet, das dafür sorgt, dass wir im Schlaf weder Hunger noch Durst verspüren. Erst wenn wir wach werden, übernimmt sein Gegenspieler, das Ghrelin, wieder die Kontrolle und wir bekommen Hunger.

Die Psyche erholt sich im Schlaf

Nicht nur der Körper kommt im Schlaf zur Ruhe, sondern auch die Psyche kann sich erholen. Deswegen leiden Menschen, die häufiger mit Schlafstörungen zu tun haben, mehr an depressiven Stimmungen, als Menschen mit einem gesunden Schlaf.

Schlafmangel: Symptome und Folgen

Wer über einen längeren Zeitraum zu wenig schläft, setzt seinen Körper einem gesundheitlichen Risiko aus. So können Bluthochdruck, Diabetes und Übergewicht durch Schlafmangel verursacht werden. Ebenso können Angstzuständen und Depressionen zu den Folgen von Schlafmangel gehören.

Zu den typische Symptomen von Schlafmangel gehören unter anderem

 Müdigkeit und Antriebslosigkeit
geringe Konzentrationsfähigkeit
Reizbarkeit
frieren
allgemeines Unwohlsein
 nachlassende Leistungen

Lassen Sie es gar nicht erst soweit kommen. Im nächsten Beitrag lesen Sie, was Sie für einen guten Schlaf tun können.

Bildnachweis: Kathrin Stavenhagen