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Wofür eigentlich Beratung?

Mal ganz ehrlich; wofür sollten Sie sich eigentlich professionell beraten lassen? Was kann ein Berater leisten, dass nicht auch ein vertrauter Freund/Freundin leisten kann, der sowieso Ihre persönliche Biographie kennt? Und überhaupt – Beratung, wie funktioniert das?

Adolf Oberländer
Gehen wir rein hypothetisch davon aus, Sie hätten ein Problem. Erfahrungsgemäß gehen die wenigsten Personen bei den ersten Erlebnisanzeichen von „Da stimmt was nicht!“ in einen professionellen Veränderungskontext. Richtigerweise nutzen die meisten zuerst eigene Lösungsfähigkeiten, sozialen Austausch oder „Aushaltestrategien“ im Sinne des Vogel-Strauß-Prinzips.


Das sind per se betrachtet adäquate Mittel – die spannende Frage ist: Bringt es das Gewünschte? Es geht also um Zeit. Zeit die vergeht, seit Sie zum ersten Mal aus der Balance geraten sind und bis Sie (wieder) im Zustand des Gewünschten sind. Zeit die mit „unzureichenden“ Lösungsversuchen genutzt wird und oft genug auch Zeit, die damit verbracht wird, sich selbst anzuklagen und zu beschuldigen, dafür, dass das Problem immer noch besteht und „man“ es noch nicht geschafft hat. Bis hierhin dürfte Ihnen der Vorgang bekannt sein. Dazu kommt, je mehr Sie sich inhaltlich auf der gleichen Ebene mit Ihrem Problem beschäftigen und die immer gleichen Gedanken, Argumente und Situationen durchkauen umso ausgeprägter und enger wird ein Phänomen, dass im Fachjargon als Problemtrance bezeichnet wird. Das passiert, in dem die Bindungs- und Anziehungskraft des sogenannten Problems immer wieder in einen spezifischen Zustand führt, der sich durch Gefühls- und Verhaltensprozesse auszeichnet die oft mit Erstarrung, Sprachlosigkeit oder auch explosionsartigem Reagieren beschrieben werden. Gleichzeitig sind andere, ebenfalls sehr spezifische Gefühls- und Verhaltensmuster immer weniger verfügbar, bspw. die Fähigkeit die Betrachtungsebene zu verändern und dem Problem mit einem völlig anderen inneren Erleben zu begegnen. Oder wie gut gelingt es Ihnen, in vergnügtes Lachen auszubrechen, wenn Ihr Sozialintensivpartner wieder mal die Klobürste nicht benutzt hat? Bei den allermeisten ist es ab hier noch nicht mal eine Frage von Sekunden; der Blutdruck steigt, der Atemrhythmus verändert sich, die inneren Schuld- & Schreichöre fangen fröhlich an drauf los zu schmettern und mit der körpersprachlichen Signalwirkung von „Auf in die Schlacht!“ stürzen Sie sich auf den Schuldigen.

Dieses Phänomen, die Problemtrance kennen Sie auch unter dem Begriff Tunnelblick. Ihre Wahrnehmung engt sich radikal ein, auf jenen einen Reiz der Ihre Misere augenscheinlich verursacht. Zur Entspannung: ein ganz normaler und sinnvoller Prozess. Das hat die Natur gut in uns angelegt! Hätten wir nicht die Fähigkeit zu diesem herausragenden Wahrnehmungszustand, wäre unsere Spezies wohl längst nicht mehr. Friedrich von Logau hat es trefflich formuliert: In Gefahr und größter Not, bringt der Mittelweg den Tod. Wenn es nun aber nicht direkt ums nackte Überleben geht, sind Entweder-Oder Entscheidungsstrategien á la Flucht oder Kampf in unserer heutigen Welt oft nicht mehr ausreichend. Es braucht andere Strategien. Da ist er, der Casus Knacktus: Wie also aus der eigenen Problemtrance kommen? Wie die eigenen Prozesse zielführend steuern und umorganisieren, dass wieder Lösungsräume in einem spürbar werden? Ab hier wird eine professionelle Beratung schon viel interessanter für die Person, die mitten drin steckt. Warum eigentlich? Dafür kommen wir zurück auf den anfänglichen Zeit-Aspekt. Sie kommen aus einer Zeit, die sich auszeichnet durch unerwünschtes Erleben, Verhalten und vor allem ungute Gefühle. Diese Prozesse lösen eine Weg-von-Motivation bei Ihnen aus. Hauptsache raus, aus diesem Erleben; weg mit dem Problem. Die Idee für eine Beratung repräsentiert das exakte Gegenstück dazu.

Es steht für eine Zeit frei-von allem was mit dem Problem verbunden ist, im besten Fall mit einer Hin-Zu-Motivation verbunden, dem deutlichen Erleben darum, was denn stattdessen für Verhalten und Gefühle da sein sollen, wenn das Problem nicht mehr ist. Und genau dafür steht professionelle Beratung! Ein zieldienlicher Kontext, der das Erleben aus der unerwünschten Zeit, samt Problemtrance, Geschichte, Zusammenhänge usw. nutzt und es konsequent für das angestrebte Ergebnis umstrukturiert. Lösungsorientierte Beratung zeichnet sich dadurch aus, sofort und konsequent auf dem Feld des Gewünschten zu spielen. Der Berater ist also verständlicherweise Hoffnungsträger und vor allem Unterstützer hin-zur gewünschten Zeit. Das ist es, was Beratung so wirksam macht und das Sie in ihrer unterstützenden Wirkung im Rahmen eines Beratungsprozesses quasi „am eigenen Leib“ erleben und überprüfen können.